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Was kommt nach perfekt?

Was kommt nach perfekt?

 

Wir leben in einer Welt, die nach Perfektionismus strebt. In jeder Lebenslage geht es um mehr, besser, schneller, schöner.

 

Da ist der Vorgesetzte, der im jährlichen Gespräch zur Zielvereinbarung immer abstrusere Anforderungen hat und bessere Ergebnisse fordert. Doch im Beruf ist nicht Schluss. Das Streben nach mehr und besser dringt auch bis in unser Privatleben. Die Diskussion um neue Männlichkeit setzt genauso unter Druck wie die ganzen vermeintlich perfekten Muttis auf Instagram, Pinterest und YouTube, die ihr Drittgeborenes stillen, während sie Nummer 1 bei den Mathehausaufgaben unterstützen, Nummer 2 mit selbstgebastelten Fingerpuppen unterhalten und ganz nebenbei noch ein vollwertiges, biologisch-dynamisches Mittagessen auf den Tisch zaubern, das so manchem Sternekoch die Schweißperlen auf die Stirn treibt – natürlich perfekt gestylt, aber das versteht sich von selbst.

 

Realität und Fiktion verschwimmen

 

Gerade diese Darstellung von gespielter Normalität ist es, die uns vergessen lässt, was wirklich normal ist. Die Grenzen verschwimmen. Hohe Leistungen in jedem Lebensbereich werden als normal, ja sogar als selbstverständlich angesehen. Wer Karriere machen will, muss einfach noch mehr, noch härter arbeiten. Wer seine Familie wirklich liebt, schuftet für sie, auch über die eigenen Grenzen hinaus! Selbst dann, wenn der gekaufte Kuchen genauso schmecken und ein bisschen Staub niemandem schaden würde ;-).

 

Wie wird man Perfektionist?

 

An erster Stelle stehen Erwartungen. Die Erwartung an die steile Karriere und die an das perfekte Privatleben mit Familie und Freunden. Nur mit Fleiß und harter Arbeit lassen sich diese, oft überzogenen, Erwartungen realisieren. Daraus resultieren extrem hohe Ansprüche an die eigene Person und auch an alle im Umfeld: Kollegen und Angestellte im beruflichen Kontext, Familie und Freunde im privaten. 

Da aber nicht jeder Lust darauf hat, macht der Perfektionist eben alles alleine.

 

Welche Auswirkungen hat Perfektionismus?

 

Menschen mit perfektionistischen Tendenzen neigen zur Kontrolle. Sie tun nahezu alles, um ihre Erwartungen zu realisieren. Gerade in Führungspositionen ist ein solches Verhalten oft zu beobachten. Mikromanagement, ständige Abstimmungen und Kontrollen der Ergebnisse, andauernde Kritik und Ratschläge, wie es besser geht. Die Folgen bei den Angestellten sind Druck, Angst, die Erwartungen wieder nicht zu erfüllen und, je nach Typ, als letzte Konsequenz, Resignation oder Kündigung.

Aber auch im privaten Umfeld sieht es für Perfektionisten nicht besser aus. Klar, die Kinder der anderen Mütter schlafen alle ab spätestens dem dritten Lebensmonat durch, Trotzanfälle kennen sie nicht und kleine Geschwister werden mit Liebe überhäuft. Die Realität sieht natürlich anders aus, aber da kaum jemand über die negativen Seiten spricht, sind sie eben nicht da.

Melden sich dann Eltern oder, noch schlimmer, Schwiegereltern mit weisen Ratschlägen aus längst vergangenen Zeiten, kann das selbst den hartgesottensten Perfektionisten verunsichern. Die Folge ist zumeist noch mehr Engagement, noch mehr Recherche, wie es besser geht und, wer hätte es gedacht, noch mehr Arbeit.

 

Burnout und Work-Life Imbalance

 

Die Auswirkungen von Perfektionismus, beruflich oder privat, sehe ich jeden Tag bei meinen Klienten. Von Burnout betroffene Manager, Eltern, die verzweifelt versuchen Karriere, Familie und Haushalt unter einen Hut zu bringen sowie Menschen, die jeden Tag mit Versagensängsten aufstehen und diese durch noch größere Anstrengung und noch mehr Arbeit zu vertreiben versuchen.

 

Rein evolutionär gesehen sind wir Menschen aber gar nicht dafür geschaffen alles selbst zu machen. Viel länger haben wir in Gruppen oder Großfamilien gelebt als in der typischen Kleinfamilie mit 1,53 Kindern und Haustier pro Haushalt. Die Arbeitsteilung von Jägern und Sammlern sowie in Manufakturen war nicht umsonst so erfolgreich. Es ist einfach nicht möglich, alles selbst zu machen und ständig perfekte Resultate abzuliefern.

 

Wenn meine Klienten das erkannt haben, sehe ich sie in meinen Coachings zu den Themen:

Hier gehen wir dem oft zugrundeliegenden Perfektionismus auch auf den Grund. Woher kommt er? Was sind die Auslöser und wie kann er umgangen werden?

 

Prävention statt Perfektion

 

Ein wahrer Perfektionist gibt sich niemals zufrieden. Immer strebt er nach mehr, nach besser. Perfektionismus hat viele Gesichter und äußert sich sehr divers. Umso vielfältiger sind auch die Stellschrauben, an denen ich mit meinen Klienten arbeite. Denn viele Probleme lassen sich auf das Streben nach Perfektionismus zurückführen.

 

Aber was kommt nach perfekt? Perfekt lässt sich nicht steigern, nach perfekt ist Schluss. Wer das nicht sehen kann, wird über kurz oder lang psychische und/oder physische Auswirkungen zu spüren bekommen.

 

Deshalb ziehen Sie die Reißleine, bevor perfekt nicht mehr gut genug ist!

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Petra Schreiber hat sich verpflichtet, nach den ethischen Richtlinien und im Sinne des Berufskodex für die Weiterbildung des Forum Werteorientierung in der Weiterbildung e. V. zu handeln und bin dadurch berechtigt, das Siegel "Qualität - Transparenz - Integrität" zu führen.